3. November 2011

Xi'an


Eigentlich wollte ich von Beijing direkt nach Chengdu in den Suedwesten Chinas. 30 Stunden Zugfahrt nach Chengdu und das Reiseziel anderer Backpacker in meinem Hostel liessen mich den Zwischenstop ueberdenken: nur 12 Stunden Zugfahrt im angenehmen 4er Schlafabteil ins 1200km entfernte Xi'an.

Xi'an blickt auf eine seit 3000 Jahren waehrende Besiedlungsgeschichte zurueck und verfuegt noch ueber einen alten Stadtkern, umgeben von einer Mauer. Innerhalb dieser kann man sich in den kleinen Gassen des Moslemviertels verlieren und zu jeder Tageszeit sich an dem geschaeftigen Gewussel und den kleinen Staenden erfreuen. Mit 8 Millionen Einwohnern gehoert auch Xi'an zu den chinesischen Mega-Cities, Smog inklusive.
Das Touristenziel schlechthin ist jedoch die Terrakotta-Armee und die Grabanlage des Qin Shi Huang. Erst 1974 wurde sie von einem Bauern, der einen Brunnen graben wollte, entdeckt. Heute kann man ihm fuer diese Entdeckung dort die Hand schuetteln. Ein nun alter Mann, der gelangweilt neben all dem Touristennippes sass. Drei Gruben kann man besichtigen, eine vierte wurde "eben" erst entdeckt und man vermutet noch mehr.
Kaiser Qin Shi Huang war, unter uns gesagt, ein ziemliches Arschloch. Er fuehrte vor ca. 2000 Jahren viele Kriege und erweiterte staendig sein Reich. Um auch nach seinem Tod bewacht zu sein, liess er in nur 40 Jahren eine Armee aus Ton herstellen. Wenn ich die - von meinem Hostel aus organisierte - englische Fuehrung mit chinesischem Akzent richtig verstanden habe, arbeiteten 6000 Menschen an dem Projekt. Als Dank fuer ihre Arbeit wurden die Keramiker, nachdem sie ihren Terrakottakrieger geschaffen hatten, umgebracht. Deshalb finden sich in den Gruben auch viele menschliche Gebeine. Es ist schon beeindruckend, jede Figur hat individuelle Gesichtszuege. Man nimmt an, dass sie ein Abbild des jeweiligen Arbeiters sind. Auch finden sich an vielen Figuren Signaturen auf dem Ruecken. Bisher wurde nur eine Figur gefunden, die nicht beschaedigt ist, sondern im ganzen geborgen wurde: der magische Schuetze.Magisch, weil eben ganz geblieben ist. Alle anderen Figuren werden in geduldiger Kleinarbeit zusammengesetzt. Waffen tragen die Figuren keine mehr, diese wurden in spaeteren Kriegen gepluendert.

Der magische Schuetze



Geschaeftiges Treiben im Moslemviertel


Auch hier in Xi'an gibt es einen Park zu bestaunen und eine Pagode zu besteigen.

Genau richtig kam ich zu einer grossen Brunnen-Show zu deutscher und chinesischer klassischer Musik. Doch das Drumherum war viel spannender. Dieser Burschi-Polizist war die ganze Zeit bemueht die Leute von der Brunnenanlage zu pfeifen, doch jeder wollte natuerlich ein Fotos mitten im Spektakel


Fotos: fraeulein fischbeck