Weiter in der südwestlichen Provinz Chinas ging es von der Tigersprungschlucht nach Lijiang, touristisches Highlight für viele Chinesen. Dann nach Dali, touristisches Highlight für einige Westerner (ich sag nur belgische Waffeln mit Sahne und Steinofenpizza). Und von dort aus in die Provinzhauptstadt Kunming.
LIJIANG
Die Altstadt Lijiangs - auf der Liste des Unesco Weltkulturerbes - ist schon recht pitoresk: Gassengewirr und kleine nach vornhin offene Shops. Mehr oder weniger verkaufen alle das gleiche und es läuft überall der gleiche Hintergrundsong; "da ding da ding da ding daaaa" , so der Liedtext. Aber es macht Spaß all die vielen chinesischen Touristen zu beobachten, für die dieses Spektakel veranstaltet wird. Abends leuchtet die Altstadt gemütlich und in einer längeren Gasse reihen sich Bars und Tanzbars aneinander.
In Lijiang heißt es nach zwei Tagen Goodbye zu Tadhg und den beiden Pariserinnen Zelie und Fanny, die wir beim Wandern in der Tigersprungschlucht kennenlernten; beeindruckend finde ich, dass sie ihre Weltreise mit einem Projekt verbinden und bereits in Benin und Nepal Computerräume eingerichtet haben und in einem Workshop Frauen die Basics für Computer und Internet beibringen. Sie fahren weiter nach Vietnam. Und ich warte auf die Verlängerung meines Visums, erfolgreich.
Um dem Touristenstrom zu entkommen, schwingen wir uns auf Fahrräder und radeln Richtung Yulong Schneeberg, Ausläufer des Himalayas, ins Dorf Baisha. Hier und rund um Lijiang leben Menschen der ethnischen Minderheit der Naxi. Auf Empfehlung besuchen wir in dem Dorf Dr. Ho.
Mit seiner chinesischen Medizin, verarbeitete Kräuter aus den Bergen, hat er - schon fast - Weltruhm erlangt: Seine "Praxis" ist mit Visitenkarten von Besuchern und Zeitungsartikeln auch aus europäischen Ländern und den Staaten tapeziert. Reputation auch ohne offiziellen Doktortitel. Unfruchtbarkeit und sogar Krebs soll er erfolgreich behandelt haben, so die Zeitungsartikel an der Wand.
Da ich mir vor ein paar Tagen meinen Magen ziemlich verdorben hatte - und ich über eine Woche einen großen Bogen um die chinesische Küche machen musste, da allein schon beim Geruch mir leicht übel wurde - war ein Arztbesuch wohl keine schlechte Sache.
Ein bisschen mystisch ist es schon bei Dr. Ho, einem kleinen alten Mann mit weißem Spitzbart. Er will nicht wissen warum man kommt. So schaute er mir tief in die Augen, ich strecke ihm die Zunge entgegen und sein Befund steht fest: der Magen. Ob ich nur in China Probleme hätte, jawohl, verschwindet in seinem Kabinett und präsentiert mir ein Päkchen mit zermahlenen Kräutern, die ich mit warmem Wasser und etwas Zucker dreimal am Tag trinken solle. Funktioniert super. Auch der Appetit auf alles Essbare ist wieder da und meine besonderen Fähigkeiten leckeres westliches Essen zu finden, müssen nicht weiter ausgebaut werden, treten aber immer mal wieder in Zukunft in Erscheinung.
DALI
Von Lijiang geht es südlicher, nach Dali. Eine ruhigere Kleinstadt, offiziell ca. 600.000 Einwohner, mit mittelalterlichem Stadtkern, am Erhai See gelegen und umgeben von der - bis zu 4.000 Meter hohen - Cangshan Bergkette. Stadtmauer, Tempel und Pagoden sind hier zu bestaunen, Reiseführer preisen die Stadt als Paradies für Rucksackreisende an. Da die Stadt wirklich relaxter als andere bisherige chinesische Städte ist, sogar Ende November tagsüber bei 20 Grad die Sonne scheint, sind viele Westerner hier "hängen" geblieben. Was den westlichen Touristen durchaus freut: Allein wieder in einem Café zu sitzen und Zeit für Kaffee und Kuchen zu haben ist wunderbar.
Chinesische Restaurants sind nicht zum verweilen gedacht: Man kommt zum essen und geht. Chinesen scheinen mir auch Weltmeister im Schnellessen zu sein. Die meisten Lokale sind nach vorn hin offen, da bleibt man nicht lang bei kälteren Temperaturen. In gehobenen und stark frequentierten Restaurants meldet man sich an und wartet neben den Essenenden bis einem ein Tisch zugewiesen wird. Essen und gleich wieder gehen, das ist die Regel.
Zurück nach Dali: Neben Kaffee- und Kneipenkultur und anderen westlich-kulinarischen Genüssen, sah ich Kormorane fischen, verwanderte mich mit Jeff und Mylène - mit dennoch schönem Ausblick - und fuhr mit dem Fahrrad am See entlang durch kleine Dörfer. Schön.
KUNMING - STONE FOREST
Weiter ging es südöstlicher in die Provinzhauptstadt Yunnans. Ausser dem Volkspark, einem unglaublich guten Hummus-Falafel-Wrap in einem israelischen Ökorestaurant und einer Nachtclubabschiedsfeier für Meir (der weiter nach Nepal flog) kann ich keine besonderen touristischen Empfehlungen für Kunming geben. Die Lust für Großstadtentdeckung ist nicht da.
120 Kilometer von Kunming besichtigen wir Shilin, einen Steinwald mit einmaligen Felsformationen. Betrachte ich nun die Fotos, sieht es schon sehr beeindruckend aus. Der Funke springt aber live nicht über. Auch hier ist es alles touristisch aufbereitet: gepflasterte Wege führen durch die Felsgassen, kleine Touribuse in verniedlichter Eisenbahnkostümierung rollern durch die Gegend.
Also kein Grund zu lang hier zu bleiben und weiter in die nächste Provinz zu beeindruckenderen Felsen.
Fotos: fräulein fischbeck
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