15. November 2011

Lost in Transportation, part 2

Noch schnell ein Blick auf den Gongga Shan, der mit über 7.500m drittgrösste Berg ausserhalb des Himalayas. Ein mehrtägiger Trek von Kangding aus.

Die Zeit der langen Zugfahrten ist erst einmal vorbei. Es beginnen nun lange kurvenreiche und auch bucklige Busfahrten durch schöne Landschaften ohne Scenic Spots Haltebuchten ;) Durch den Südwesten der Provinz Sichuan geht es in die Provinz Yunnan. Von kalt nach wärmer.

Der Bus von Kangding nach Litang startet sechs Uhr am Morgen. Zufällig treffe ich an der Busstation Tadhg, den ich am letzten Abend im Hostel in Chengdu kennenlernte. Er will auch nach Litang. Mehrere Buse fahren rauf auf das tibetische Plateau. Unsere Tickets sind aber nicht für den gleichen Bus bestimmt. Trotzdem steige ich bei ihm mit ein: Der Bus sieht etwas besser in Schuss aus und ich fühl mich wohler bei dem Gedanken die zehnstündige Fahrt nicht als einziger Westerner im Bus zu sein. Zweimal wird mein Ticket kontrolliert. Dem Busfahrer scheint es nicht aufzufallen, dass ich nicht für diesen Bus ein Ticket habe. Stattdessen werden die Locals im Bus scharf herangenommen, da offensichtlich eine Person zu viel drin sitzt. Ich habe ein wenig ein schlechtes Gewissen. Doch sind noch ein paar Plätze auf der letzten Bank frei. Nach lautstarker Diskussion geht es los. Nach einer halben Stunde hält der Bus und die vorherige Diskussion wird mir verständlich: Die letzte Sitzbank ist für den Warentransport vorgesehen.


Weiter geht es Berge hinauf und hinunter und wieder hinauf. Anfänglich gut ausgebaute Strassen werden löchriger. Mehrmals hebe ich vom Sitz ab. In den ersten Stunden noch recht spaßig, die restliche Zeit ertragen wir mir stoischer Ruhe und Reisegelassenheit die Buckelpiste.
Immer wieder kommen wir an Baustellen vorbei: die einzige Straße, die es hier oben gibt, wird ausgebaut. Es ist stellenweise so eng zwischen Steinwand, entgegenkommenden Bus und Baustelle - lieber Landschaft gucken.

Im Bus wird kräftig geraucht, tibetische Popsongs laufen auf dem Bildschirm. Wie auch im Zug werden im Bus Sonnenblumenkerne gegessen und deren Schale ausgespuckt. Auch ohne Schale wird kontinuierlich in den Mittelgang gespuckt. Der Junge neben mir, geschätztes Alter zwölf, raucht wie ein Schlott. Ich freue mich über meine Mandarinen. Es geht weiter die Berge hinauf und hinunter und wieder hinauf und hinunter.

Nach einer Bergkuppe erkennen wir eine lange Busschlange im Tal und: Ein LKW steht quer. Schwere Armeefahrzeuge ruckeln an jeder Seite des Lastwagens, um die Strasse wieder frei zu machen.
Unser Bus steuert, statt sich anzustellen, an der Busschlange vorbei, bis zum Unfallort heran. Irgendwie will er sich vorbei quetschen. Neben den wartenden Busen, die wir überholen, sitzen Menschen an kleinen Feuerstellen, auch Tierknochen sind zu sehen. Es macht den Anschein, dass sie hier übernachten mussten, denn wir sitzen in dem ersten Bus, der an dem Morgen losfuhr. Ich freue mich über meine Survival-Präventivmaßnahmen: genug Essen, genug Wasser und mein Schlafsack im Handgepäck. Aber noch mehr freue ich mich, dass es nach nur eine Stunde des Wartens weitergeht.

Es rumpelt über zehn Stunden ordentlich. Auch mit Stabilisatoroption kein scharfes Foto möglich :)

Nach ein paar Tagen geht es von Litang mit dem Minibus weiter nach Zhongdian/Shangri-la. Eigentlich will ich mit Ferj - in Kangding im Hostel kennengelernt und für Litang in der gleichen Unterkunft verabredet, da er zum wandern bzw. trekken hierhergefahren ist und ich auf eben einen solchen Wanderpartner gehofft hatte, weil alleine wandern is blöd - von Litang nach Yading zum wandern ins wunderschöne Naturreservat. Doch hat Ferj so schlimme Magenprobleme, dass er nicht aus dem Bett kann. Ich kann nicht zu lange in Litang bleiben, da die Ablauffrist meines Visums immer näher rückt und ich es erst in der nächsten Provinz verlängern kann. Bis dahin braucht es eben auch ein paar Tage.
So entscheide ich mich mit Tadhg zum nächsten Ort weiterzufahren. Einen öffentlichen Bus gibt es von hieraus nicht mehr. Es gilt früh so lang zu warten bis ein Minibus voll wird und weiterfährt. Wir verpassen unseren vereinbarten Minibus. Mehr Glück im Unglück: Zufällig auch hier oben, treffen wir Meir wieder. Meir - lebhafter amerikanischer frischgebackener Rabbi -  hatte ich auch am letzten Abend in Chengdu kennengelernt. Mit Tadhg, Meir, Bas und Lisa aus Holland und einem polnischen Paar mieten wir uns für den nächsten Tag einen Minibus. Dieser bringt uns gleich nach Zhongdian, ohne dass wir eine Zwischenstation mit Übernachtung einlegen müssen. Und als kleines Tourigrüppchen kann man auch einfacher an schönen Stellen zum Landschaft bestaunen anhalten:



Unser Fahrer entdeckt am Strassenrand einen frischen toten Hasen, den er sich unbedingt mitnehmen will. Und zwar im Beifahrerfussraum. Wir protestieren erfolgreich. Der Hase kommt auf das Dach. Beim nächsten Halt erkennt man, dass er nun gefroren ist.


Wir verlassen das Plateau und die Baumgrenze. Weiter geht es in den nördlichen Teil der Provinz Yunnan.







Fotos: fräulein fischbeck

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen