22. Februar 2012

Mister Leong und das Faltradbusiness

Ich schlendere durch das 30 Grad warme Georgetown auf Penang in Malaysia und streife durch die Gassen. Vorbei an Fruchtständen, Geschäften mit offener Ladenfront und Werkstätten. Die Rikscha vor einem Radladen gefällt mir. Zu warm um zu laufen, genau richtig um sich eine warme Brise zu erradeln. Ok, Fahrrad ausleihen.
Ich betrete den Radladen, der eher an ein Antiquitätengeschäft erinnert. Aus dem gegenüberliegenden Fahrradgeschäft eilt ein Mann herbei. Ein Radenthusiast durch und durch, sein Ehering ziert ein wohlgeformtes kleines Fahrrad. Mr. Leong bekommt leuchtende Augen, als ich ihm während des Ausleihprozedere erzähle, ich habe in Deutschland in einem Fahrradladen gejobbt, bevor ich auf Reisen ging. Es wird ein lustiger Nachmittag mit Fachsimpelein.


Sein Gebrauchtradbusiness läuft gut. Er möchte erweitern. Falträder sind unglaublich gefragt in Malaysia. Wie mir aufgefallen ist, nicht nur hier, auch in China und Taiwan. Insbesondere Taiwanesen strampeln sich gerne mit kleinen Rädern und ein paar Gängen ab. Absoluter (Design)Hit dort ist dieses.

Mr. Leong erklärt mir, dass gerade in Malaysia Fahrräder immernoch eher als Transportmittel genutzt werden. Radsport ist schon aufgrund der hohen Temperaturen kein Alltagssport. Jedoch sind Falträder perfekt für Ausflügler: ab ins Auto, zum Strand und ein bisschen rumcruisen. Von den aufgepimpten Fixies, die die Jugend in Malaysia vergöttert, weiss er nicht was er halten soll.

Dass ich aus Deutschland komme, begeistert ihn. Mit Deutschland verbindet er Qualität. Dass ich in einem Radladen gejobbt habe, macht mich für ihn zum potentiellen Businesspartner. Ich solle ihm deutsche Falträder besorgen. So ganz möchte er mich nicht verstehen, dass ich von Business nicht so viel Ahnung habe und auch deutsche Falträder meines Erachtens schon lange nicht mehr produziert werden. (Oder liege ich da falsch? Bitte belehrt mich eines besseren!) Ich kenne nur asiatische Modelle. Die kennt er auch. Begeistert ist er von den japanischen. Er lässt jedoch nicht locker. Zehn Stück würde er gern aus Deutschland importieren, zwischen 200 und 300 Euro. Doch spätestens bei seiner Vorstellung zum Einkaufspreis bin ich mir sicher, dass das mit dem Import eines in Deutschland hergestellten Klapprades nicht machbar ist.


Da man Businesspartner pflegen muss, nimmt er mich mit zum Sepak Takraw, ein asiatisches Ballspiel, bei dem ein geflochtener Hartgummiball mit allen Körperteilen, ausser mit der Hand, gespielt wird. Zum Kaffee und DimSum werde ich auch eingeladen und ich versuche ihm dabei das mit deutschen Falträdern, Fahrradproduktionen in China und der Globalisierung weiter zu erklären, jedoch ohne Erfolg. Er ist halt ein Träumer. Ich verabschiede mich und kann ihm nur versprechen, nach der Fahrraduhr aus den 1930ern Ausschau zu halten, da seine kaputt ist und vermittle ihm einen Kontakt zu einem Fahrradhändler, den ich in Taipei kennengelernt hatte.



Fotos: fräulein fischbeck

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